Der erpresste Geschäftsführer
Brandon-Sky ist Geschäftsführer eines soliden mittelständischen Unternehmens mit einigen hundert Mitarbeitern. Er hat eine moderate, für heutige Verhältnisse eher langsame Wachstumsstrategie und setzt auf einen hohen Eigenkapitalanteil, um unabhängig von Banken bzw. Investoren zu sein. Er und zwei weitere Personen sind zu gleichen Teilen Eigentümer des Unternehmens. Die anderen beiden arbeiten nicht in dem Unternehmen, sie haben zu Beginn Geld investiert, weil sie von Brandon-Skys Idee überzeugt waren. Ihr Einsatz hat sich inzwischen verzehnfacht. Investoren haben ihnen erklärt, dass die Firma ihr Potenzial nicht ausnutzt, sie könnte mit einer großen Investition viel schneller, viel mehr produzieren und auch viel mehr verkaufen. Man könnte in drei bis fünf Jahren den Wert der Firma um das 100fache steigern und dann die Firma verkaufen. Brandon-Sky ist gegen dieses Vorhaben und mit den weiteren Eigentümern ist keine Einigung in Sicht. Die anderen Eigentümer treten an einen Datendealer heran, um an Daten über Brandon-Sky zu kommen, aus denen sie eine Geschichte konstruieren können, um ihn zum Rücktritt zu bewegen.
Zuerst kauften sie seine Bewegungsdaten und engagierten Leute, die Strafanzeigen erstatteten, weil sie gesehen hätten, wie ein Mann kleine Mädchen ansprach und versucht hätte sie ins Auto zu ziehen. Die suchten sich dafür Orte aus, die gut passten und wo er auf Dienstreise war. Die Beschreibungen waren so konstruiert, dass nach fünf Strafanzeigen die Polizei zwangsläufig auf ihn kommen musste. Sie ließen sein Auto beschädigen und instruierten Leute, die aus einem Restaurant gesehen haben wollen, dass er beim Parken den Schaden verursacht und Fahrerflucht begangen hat. Dieses Spiel trieben sie einige Monate. Es gab nie eine Verurteilung, aber die Polizei war ständig zu Gast. In der Firma und zu Hause bei seiner Familie. Nach neun Monaten gelangten sie an Verbindungsdaten seines privaten Internetanschlusses. Sie wussten jetzt zu welchem Zeitpunkt er welche IP Adresse zugewiesen hatte. Sie schrieben ihm einen anonymen Brief, in dem sie erklärten, dass sie im Besitz dieser Daten sind und dass sie einen Webserver mit Kinderpornografie im Ausland ins Netz hängen lassen, der mit Logfiles ausgestattet ist, die zu seinen Verbindungsdaten passen, wenn er nicht unverzüglich als Geschäftsführer zurücktrete. Brandon-Sky ließ sich davon nicht abschrecken. Sechs Wochen später stand die Kriminalpolizei mit einem Durchsuchungsbeschluss für seine Privat- und Geschäftsräume vor der Tür. Er erzählte von dem Erpresserbrief und zeigte ihn. Die Polizei war wenig beeindruckt und erklärte, dass er diesen auch selbst geschrieben haben kann.
Die Durchsuchung fand statt. Computer und Telefone blieben monatelang beschlagnahmt. Der Fall ging durch die Medien. Er war aufgrund der aktuellen Ereignisse als Geschäftsführer nicht mehr tragbar, der Vertrag wurde mit einer lausigen Abfindung gelöst. An einen neuen Job war nicht zu denken. Nach zwei Jahren wurde das Verfahren eingestellt, alle Indizien erwiesen sich als möglicherweise manipuliert. Zu diesem Zeitpunkt war seine Frau mit seinem Sohn schon lange weg, die Scheidung rechtskräftig und sein Haus von der Bank versteigert.
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