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Die ehemalige Punktesammlerin
Priscilla-Venice hatte unglaublich viele Karten in ihrer Geldbörse, weil Sie überall Punkte und Rabatte sammelte wo es nur ging. Warum auch nicht? Man bezahlt ja sowieso und es gibt durch die Bonussysteme etwas geschenkt.
Bis zu dem Tag, an dem sie auf einer Veranstaltung zu Besuch war, auf der sich so genannte Datenschützer aufhielten und diese Bonussysteme äußerst negativ darstellten. Priscilla-Venice erfuhr, dass sie mit der Einwilligung zur Teilnahme an diesen Treue- oder Bonusprogrammen einen Vertrag schließt. In diesem Vertrag ist geregelt, dass Ihre Daten nicht nur gespeichert und beliebig weiterverarbeitet werden, sondern auch an Partnerfirmen weitergegeben oder verkauft werden können.
Das fühlt sich erst einmal etwas unangenehm an, aber Priscilla-Venice hat nichts zu verbergen. Sollen die Firmen doch wissen was sie kauft. Und wann und wie viel und wo und wie oft. Obwohl, vor ein paar Wochen, gab es diesen Ausrutscher nach der Disko mit dem Typen und da brauchte sie aus der Apotheke eine Salbe. Das sollte besser nirgendwo gespeichert werden. Sie hatte aber reflexartig, wie immer, mit ihrer Kreditkarte bezahlt, die mit einem Bonussystem verbunden ist. So gibt es bei jeder Zahlung mit der Karte Punkte gutgeschrieben. Blöd gelaufen, aber die Salbe hätte ja auch für eine Freundin gewesen sein können. Aber sie unterhielt sich darüber auch mit ihrer besten Freundin im Chat eines sozialen Netzwerks und über eine kostenlose Nachrichten-App bei denen es fragwürdige Datenschutzbestimmungen gibt. Außerdem nutzte sie eine Suchmaschine um nach Behandlungsmöglichkeiten für den Unfall zu suchen.
Sie hatte auch gehört, dass es einen so genannten Browser-Fingerprint gibt, an dem man auch zu identifizieren ist, wenn man regelmäßig alle Daten nach dem surfen löscht. Nach den Gesprächen mit den Datenschützern schaute sie sich die Partnerfirmen der Bonuskartensysteme, der kostenlosen App und der sozialen Netzwerke an in denen sie aktiv ist und stellte fest, dass einige überall auftauchen. Priscilla-Venice informierte sich weiter und kam vom Hundertsten ins Tausendste. Die Erkenntnisse die man erlangen kann, wenn mehrere Datenquellen miteinander verbunden werden sind beängstigend. Die Partnerfirmen verdienen viel Geld mit dem Verkaufen von Daten die sie aus Ihren Daten und Metadaten gezogen haben. Diese können sogar negative Folgen für sie haben, z.B. wenn Versicherungen den Beitrag erhöhen, weil sie aus den Daten Schlussfolgerungen über ihren Lebenswandel ziehen.
Unter dem Strich blieb für Priscilla-Venice nur eines übrig. Sie kündigte alle Bonus- und Treueverträge, ließ ihre Daten sperren und nähte sich die Karten als warnendes Beispiel auf ein Kleid.
You are under Surveillance. – The former bonus points collector.
Priscilla-Venice had an incredible great deal of bonus cards in her purse to collect points and discounts wherever possible. Why not? You have to pay anyway and the bonus systems makes you benefit from presents.
But one day, she visited an event, where so called data protectionists represented bonus systems in an extremely negative way. Priscilla-Venice got to know, that with every time she was giving her consent to take part in loyalty and bonus programs she had concluded a specific contract. All contracts allow the card providers not only to store her data as well as to process it further in any way, but also to hand it over to associated companies or even to sell it to third parties.
First of all, this might be a little uncomfortable, but Priscilla-Venice has nothing to hide. The companies may know whatever she buys. And when and how much and where and how often. Well… a couple of weeks ago, there happened this lapse with a stranger after the evening at the discotheque and she needed an ointment from the pharmacy afterwards. This information should not be stored anywhere. But as always, she had paid reflexively by credit card which is connected to a bonus program, so she receives points for each payment. Shit happens, however the ointment could have been meant also for a friend. But she also had talked to her best friend about that in a chat room of a social network and on a free messenger app with dubious privacy policies. Furthermore, she used a search engine to find the correct therapy after her accident.
She had heard about the so called browser fingerprint, which clearly identifies people even if they delete their browser data after closing the browser session. After the conversations with data protectionists she had a closer look on the associated companies of the bonus programs, the social network, and the free app she was using and recognized that some companies appear all the times. She further caught up on data collection and found lots and lots of frightening details: It is possible to gain many insights by combining data from various sources. The associated companies earn much money by selling information deduced from data and metadata. This might even lead to negative consequences, e.g. when insurance companies raise the fee because they drew a conclusion according to somebody’s way of life.
The bottom line was that Priscilla-Venice terminated all loyalty and bonus contracts, blocked her personal data and sewed on all cards to her dress as a warning example.
This is an exhibition by Stephan Kambor-Wiesenberg in collaboration with Digitalcourage e.V. on the subject of data protection. During 31C3, different figures are shown and each of them represents a specific problem of data protection. They are called “The former bonus points collector“, “The smart phone user“, ”The thought officer”, “The extorted CEO”, and “The transparent lady”.
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