Vom 01. bis 04. Februar 2024 zeigt die Kunsthalle Niendorf in Hamburg die internationale Gruppenausstellung Everyone but Caspar! Ich bin mit zwei Werken vertreten und lade herzlich zur Eröffnung am 01. Februar 2024 ein.
Vom 01. bis 04. Februar 2024 zeigt die Kunsthalle Niendorf in Hamburg die internationale Gruppenausstellung Everyone but Caspar! Ich bin mit zwei Werken vertreten und lade herzlich zur Eröffnung am 01. Februar 2024 ein.
Am morgen bin ich direkt nach dem Aufstehen spazieren gegangen, es war herrliches Wetter. In der Kleingartenanlage habe ich mich fast verlaufen. Ich war so fasziniert von den unterschiedlichen Gärten. Manche waren wie mit einem Lineal angelegt und hatten symmetrische Gemüsebeete, andere sahen so aus, als ob sie sich selbst überlassen waren. Hier wuselten alle möglichen Insekten herum. Auch schön. Es gab so viel zu entdecken, dass ich die Zeit total vergaß und wenn man sich in der Anlage nicht auskennt, dann kommt man sich vor wie in einem Labyrinth. Es gibt ja keine Beschilderung der Wege, es sei denn jemand hat ein Schild, wie etwa Maiglöckchen- oder Rosenweg an seine Pforte oder sein Gartenhäusschen geschraubt. Im Schotter auf dem Gehweg sind noch Überreste der Spielfelder zu sehen, die die Kinder in den letzten Tagen hinterlassen haben. Langsam mache ich mich auf den Weg zurück. Zum Glück habe ich keine fixen Termine heute, aber an den Bildern will ich weiter arbeiten.
Fortsetzung folgt.
Heute bin ich früh aufgestanden und habe Rahmen für die neuen Bilder gebaut. Ich war einen Moment Unaufmerksam und vielleicht auch etwas abgelenkt von der Musik im Radio – by the rivers of Babylon, there we sat down – und zack habe ich ich mir mit dem Gummihammer voll auf den Finger gehauen. Von dem Nagel kann ich mich wohl verabschieden. Nach dem Mittagessen ging ich eine Runde spazieren. Auf dem Weg zu den Feldern haben sie zwei Pappeln gefällt, die schon eine Weile nicht mehr so gut aussahen. Pappelrost, nichts mehr zu machen, sagte einer der Männer, als ich fragend das Schauspiel beobachtete. Bei der Villa am Weg, die schon seit Jahren unbewohnt ist, wurden inzwischen die Fenster zugemauert. Schade, so ein schönes Haus. Da mein Finger noch etwas schmerzte verschob ich den Rahmenbau auf später und widmete mich dem Gartenzaun. Der musste unbedingt mal wieder gestrichen werden. Abends beobachtete ich den Sonnenuntergang bei einem Glas Siepi den Raoul aus der Toscana mitgebracht hatte.
Fortsetzung folgt.
Am Morgen waren Handwerker da und haben die fast durchgerosteten Rohrverbindungen an den Wasserleitungen gewechselt. Für ein paar Stunden wurde das Wasser abgestellt und es war infernalisch laut. Die alten Verbindungen ließen sich wohl nur mit einem Hammer lösen, zumindest hat es sich so angehört. Am Abend traf ich Raoul. Wir sprachen über Gott und die Welt, über Frankreich und das Leben im Alter. Wir diskutierten über die Malerei und wie es damals bei der Documenta war. Im Prinzip kann man in abstrakte Bilder alles Mögliche hineininterpretieren und an der Stelle ähneln sich manche unserer Arbeiten, auch wenn wir uns nicht in allen Punkten einig sind. Abends konnte ich nicht einschlafen, weil der Wasserhahn tropfte.
Fortsetzung folgt.
Wenn ein Kunstwerk eine Reaktion hervorruft, dann finde ich das erst einmal gut. Ich unterstelle dann, dass sich die Person(en), wenigstens ein wenig, damit auseinandergesetzt haben. Selbst ein „das gefällt mir nicht“ ist schon ein Anfang einer Auseinandersetzung, die ich mir als Künstler wünsche.
Im Rahmen der Ausstellung verGEBENs wurde die Installation Artikel Eins vom 02.12.2021 bis 23.01.2022 in und vor der Galerie xpon-art in Hamburg gezeigt. Der Titel der Ausstellung passte in vielen Dimensionen. Zum einen aufgrund der Geschichte des Kunstwerks, zum anderen, weil während der Laufzeit der xpon-art Ausstellung ein Baugerüst in die Projektionsachse der Installation gebaut wurde und so der Artikel Eins langsam unlesbar wurde. Darüber hinaus wurde die Installation viermal beschädigt und letztendlich zerstört. Zweimal wurde die Aufhängung verbogen, einmal das Stromkabel zerstört und letztendlich die komplette Optik abgerissen.
Im Rahmen der Konzeption und der Produktion von Artikel Eins habe ich mich sehr intensiv mit dem Grundgesetz, dem Artikel 1 selbst, der Entstehung und der Definition von Würde auseinandergesetzt. Was ist Würde? Und warum sollte sie unantastbar sein? Was passiert, wenn die Würde angetastet wird? Und warum steht genau dieser Satz an der Spitze des Rechtssystems der Bundesrepublik Deutschland? Was steht im Artikel 1 der Verfassungen von unseren Nachbarländern, der USA oder China? Diese beginnen mit sehr formalen Definitionen oder Regeln. Es geht oft ganz konkret um das Volk oder den geografischen Bereich, den die jeweilige Verfassung betrifft.
Unsere Verfassung beginnt mit den Worten: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Da steht nicht, die Würde des Deutschen Volkes ist unantastbar oder die Würde aller, die sich im geografischen Gebiet von Deutschland aufhalten, ist unantastbar oder die Würde aller, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben, ist unantastbar. Nein, da steht mit großer Absicht: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Darüber kann man mal einen Abend lang nachdenken.
Eine meiner (selbst definierten) Aufgaben als Künstler ist es, der Gesellschaft einen Spiegel hinzustellen, hinzuhängen oder der Spiegel zu sein und so zur Reflexion zu animieren. Sicherlich kann ich den Spiegel kaputt machen oder die Person verurteilen oder vertreiben, die den Spiegel aufgehängt hat. Das ändert aber nichts an der Situation. Den Ansatz der Zerstörung kann ich verstehen. Ich habe schon sehr viele Tennisschläger zerstört, aber kein einziger kaputter Schläger hat mich zu einem besseren Tennisspieler gemacht. Nur zu einem ärmeren. Und genauso wie meine kaputten Schläger in der Mülltonne bin ich ahnungslos, was ich an der Situation hätte ändern können. Die Zerstörung selbst ist zwar Feedback (Daumen hoch), aber sehr schwer zu interpretieren (Daumen runter).
Findet jemand das Kunstwerk hässlich? Findet jemand den Artikel 1, das Grundgesetz oder mich blöd? Waren das Schwurbler:innnen oder Leute die dachten Schwurbler:innen instrumentalisieren das Grundgesetz? Waren es Rechte, Linke oder Umweltschützer:innen, weil in der Wand irgendwelche Fledermäuse wohnen? Waren das Impfgegner:innen oder Impfbefürworter:innen? Mich würde der Grund sehr interessieren. Das Artikel Eins viermal zufällig zerstört wurde, halte ich für weniger wahrscheinlich. Also, bitte melde dich. Die Naddl & Ronny Hotline ist noch immer aktiv und kann auch für Artikel Eins Hinweise genutzt werden (0221 596198687).
Vom 3. Juni bis 30.11.2021 projizierte ich jede Nacht von Sonnenuntergang bis 2:15 Uhr morgens den ersten Artikel des Grundgesetzes an die gegenüberliegende Giebelseite des Hauses Königsstraße 8 Richtung Nobistor auf dem Hamburger Kiez. Nur wenige Meter von der Reeperbahn entfernt. Ca. 10 x 9 Meter groß.
Weiterlesen ›In der Zeitung berichten Sie von Albert Einstein und seiner Arbeit. E = mc2. Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat. Das muss man sich mal überlegen. Wenn man ein kleines Stück Kohle hat, von ungefähr 100 Gramm, dann steckt in diesem Stück wahnsinnig viel Energie. Nicht weil es Kohle ist, sondern wegen seines Gewichts. Vermutlich ist es keine gute Idee die Kohle zu verbrennen und Wasser damit zu kochen, um dann damit einen Dynamo zu anzutreiben, aus dem dann elektrische Energie kommt. Die Kohle zu nutzen, um damit zu Grillen, erscheint mir auch keine besonders gute Idee. Es kommt nichts dabei heraus was auch nur halbwegs äquivalent zu der Energie ist, die in dem kleinen Stück enthalten sein soll. Dann könnte man es auch in einen See werfen, denn da gäbe es wenigstens eine Zeitlang kleine Wellen, die sich kreisförmig ausbreiten. Interessant ist auch, dass es kreisförmige Wellen gibt, auch wenn man zum Beispiel einen quadratischen Block ins Wasser wirft. Wie auch immer. Die Energie in dem kleinen Stück Kohle, würde jedenfalls locker ausreichen, um mit einem Schiff um die Erde zu fahren. Die Antwort, wie das gehen soll, bleibt uns Herr Einstein allerdings schuldig.
Fortsetzung folgt.
Als ich die erste Etage im brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst betrat, wurde ich von einer freundlichen Dame begrüßt. Sie zeigte auf einen Raum und erklärte, hier werden Porträts gezeigt. Weiter hinten, sie machte eine entsprechende Geste, geht es um Textilien. Hier drüben, ihr Arm wanderte in die andere Richtung, geht es um Zeichen und Typografie. Da müssen Sie sich ihre eigene Geschichte ausdenken.
Der Name Gil Schlesinger war für mich neu, unverbraucht und ich verband damit keine bestimmte Kunstrichtung. Ich wusste nicht, wann die Arbeiten entstanden sind, und ob der Künstler noch lebt. Ich ging, ohne den Text am Eingang zu lesen in die Räume und ließ die Arbeiten auf mich wirken. Nach der ersten Runde fing ich an nach Orientierung zu suchen, aber außer dem Titel der Ausstellung: “Gil Schlesinger Der Aufstand der Zeichen. Malerei und Zeichnungen” gab es außer den Werken nichts. Keine Titel, keine Jahresangaben, keine Beschreibungen, keine Materialien, keine Einordnung. Mir fiel auf, dass fast alle Bilder im Hochformat und auf einer Art braunen Packpapier gemalt oder gezeichnet waren. Und da ist schon die erste Frage. Ist das Malerei oder Zeichnung? Ich entschied mich für – egal. Die Bilder sind farblich reduziert. Neben dem Hintergrund gibt es oft nur Schwarz, Weiß und Grautöne. Gelegentlich kommt eine oder selten zwei Farben wie Gelb, Orange oder Blau dazu. Viele sind mit Schlesinger 81 signiert, manche nur mit Schlesinger. Meistens unten Rechts, selten aber auch an anderen Stellen. Hat er alle Bilder 1981 hergestellt oder ist das der Name einer Serie, weil 81 für ihn etwas Besonderes ist? Vielleicht hat er sie auch mit 81 Jahren gemacht oder die Serie besteht aus 81 Werken? Ich war 1981 2 Jahre alt. Wenn die Bilder von 1981 sind, dann sehen sie auf jeden Fall jünger aus als ich heute. Vielleicht ist es auch eine Art grafisches Tagebuch? Nach zwei Runden stand ich vor der Frage, entweder gehst du jetzt raus oder du schaust dir die Bilder genauer an und denkst dir deine eigenen Geschichten aus. Ich holte mir ein Museumsklappstühlchen.
Der Tag begann mit einer Katastrophe. Ich muss gestern Abend beim Lesen eingeschlafen sein und dann im Schlaf meine Brille aus dem Bett befördert haben. Beim schwungvollen Aufstehen bin ich zielsicher auf meine Brille getreten. Kracks, Knirsch und während ich das Geräusch der Brillenzerstörung hörte, lief mein Tag vor meinem inneren Auge ab. Erst in die Stadt fahren, irgendein Provisorium besorgen, dann zum Arzt, Rezept besorgen, Sehstärke bestimmen lassen, zum Optiker bei dem es nur hässliche, zu teure oder hässliche und teure Gestelle gibt, dann zum nächsten Optiker und so weiter. Am Ende des Tages habe ich dann eine zu teure und ein bisschen zu hässliche Brille gekauft und muss mich monatelang an mein neues Spiegelbild gewöhnen. Ich taste neben mir auf dem weißen Nachttischchen nach dem Buch von gestern Abend. Ich erkenne kaum etwas von der Schrift. Sieht aus wie Griechisch.
Fortsetzung folgt.
Der HAW Design Campus ist ein bezaubernder Ort. Die Stimmung, das Haus das lebt, Charakter hat und eine unglaubliche ästhetische Schönheit ausstrahlt, obwohl es nicht dem gewöhnlichen Idealen entspricht. Aber jeder Fleck, jeder Riss und jeder Strich zeigt, hier finden kreative Prozesse zwischen Euphorie und Depression statt. Die Umgebung erzählt Geschichten, man muss nur hinschauen, riechen und hören. Ich bin nur Gast [1]Pentiment – 31. Internationale Sommerakademie für Kunst und Design, Hamburg und beneide alle die hier arbeiten dürfen.
Das Haus ist Pandemie gezeichnet. Von den offensichtlichen Veränderungen, die mit dem Hygienekonzept zusammenhängen abgesehen, besitzen die Wände auf den Fluren Spuren, haben kleine Löcher von Nägeln und Nadeln. Hier hingen Werke, die jetzt irgendwie in die Digitale gerutscht sind. Bei den Fotos habe ich oft versucht die Pandemie zu verbergen, ihr keinen Raum zu geben. Manchmal, wenn es die Situation erlaubte, habe ich die Porträtierten gebeten die Maske zu verstecken, wenn sie z.B. am Arm oder um den Hals getragen wurde. Bei Schnappschüssen ist das natürlich nicht gelungen. Manchmal sieht man ein Pflaster vom Impfen oder eine Markierung auf einem Stuhl. Menschen direkt von vorn mit Maske zu porträtieren, fällt mir zunehmend schwerer. Vermutlich, weil der Kopf sich wünscht, dass es langsam vorbei sein müsste, die Realität aber sagt, leider nein.
Verweise / References
↑1 | Pentiment – 31. Internationale Sommerakademie für Kunst und Design, Hamburg |
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„Die Titanic für Intellektuelle die nochmal um eine Ecke mehr denken wollen.“
Tilman Knop
Zum Start der Akademie gab es neben den üblichen Informationen ein kleines Skizzenheft von einem Geschäft für Künstlerbedarf. Ein grauer Pappeinband und 32 weiße Seiten. Keinerlei Aufdruck. Sehr sympathisch. Nur ein kleiner ovaler grüner Stempel des Geschäfts mit dem Namen, dem Jahr der Gründung, einer Telefonnummer und dem Hinweis: Einrahmung & Künstlerbedarf. Dieses Skizzenheft sollte die Basis werden, aber was der Inhalt? Da ich mich nun schon Lichtjahre von meiner Komfortzone entfernt hatte, kam es auf 10 Meter hin oder her auch nicht mehr an. Ich ging also in einen Zeitungskiosk und griff wahllos in den Ständer mit den Tageszeitungen. 12,50 € zeigte die Kasse an und ich hatte das erste Bündel Material. Material, das für sehr viele Menschen die relevanten Informationen des Tages sind. Sehr interessant das alles. Klein anfangen hatte Tilman in der Eröffnungsrunde gesagt, na ja, dass Format ist klein, dann muss der Inhalt eben groß werden.
Auf den 32 Seiten sind nun Inhalte aus Morgenpost, taz, Welt, Zeit, einem Flyer vom Museum für Kunst & Gewerbe und von einer Bäckertüte collagiert. Themen eines ganz normalen Montags. In die Collagen mischen sich zeichnerische und grafische Elemente sowie ein paar Sofortbilder die während des Entstehungsprozesses gemacht wurden. Zu den Bildern gehören die Texte genauso wie die Titel zu den einzelnen Werken.
Die Collagen machen das was in den Zeitungen auch passiert, nur deutlich überhöht und überzeichnet. Es werden Bilder und Texte kombiniert, die nicht zueinander gehören. In den Collagen gibt es eine Metaebene, in den Zeitungen vermutlich nicht. Kritik an bestimmten Verhältnissen, die man schlecht findet, enthält die Selbstverpflichtung es besser zu machen. Eine Zeitung die weggespülte Häuser Überschwemmungsgebiete und Naturkatastrophen thematisiert und auf der nächsten Seite die Hand für Werbung aufhält, deren Produkte genau das verursacht haben, macht nichts davon. Sie kritisiert nicht und macht auch nichts besser. Nicht moralisch und auch nicht faktisch. Am Ende ist einfach nur Text und Bild auf Papier gedruckt. Wie alles im Zusammenhang steht, kann nur durch intensives Recherchieren und Nachdenken herausgefunden werden. Sowohl bei den Zeitungen, als auch bei den Collagen.
000 Inhalt
001 Ein Lächeln.
002 Lambo-Stau im Zukunftsbau. (Doppelseite)
003 Worum Kämpfen? (Doppelseite)
004 Egal! (Doppelseite)
005 Die Erde braucht uns nicht, das Universum schon. (Doppelseite)
006 Truppenursel denkt über die Zukunft nach. (Doppelseite)
007 Gegenwart. (Doppelseite)
008 Wenn der Sonnenschirm im Öl steckt, ist der Planet im Arsch. (Doppelseite)
009 Sagte Liebknecht. (Doppelseite)
010 Zeitreise ohne Zukunft. (Doppelseite)
011 Na? Walny. Prognose: Tödliches Wetter in der Traumhaft. (Doppelseite)
012 Kunst gegen Ballsport. (Doppelseite)
013 Nicht nachdenken. (Doppelseite)
014 Puppenaufstellung. (Doppelseite)
015 Ich höre nichts. (Doppelseite)
016 Wer übernimmt die tragende Rolle?
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