August 91⁄1 abstrakt und konkret geht, denn der – Hintergrund ist ein Kalender
August 91⁄2 spontan und geplant
August 91⁄3 spontan geplant
August 91⁄4 rechte oder linke Gewalt?
Wenn die Regierung die Rechte des Volkes verletzt, ist für das Volk und jeden Teil des Volkes der Aufstand das heiligste seiner Rechte und die unerlässlichste seiner Pflichten.
(Louis Antoine de Saint-Just, Art. 35 Tafel der Menschenrechte)
Auf dem vierten Kalenderblatt klebt ein Foto eines Zeitungsartikels das gewaltbereite Personen zeigen soll. Rote Tusche und der unruhige Hintergrund dramatisieren die Szene. Einer der Personen hält einen Stuhl in der Hand, den hatte mir Grazia mal mit Heftklammern verziert auf meinen Platz gelegt. Er erinnert mich an die coole Aktion, bei der vor einer Nazi Demo in Kreuzberg, entlang der Route vermeintliche Aushänge der Berliner Stadtreinigung (BSR) gehängt wurden, die zum Frühjahrsputz aufforderte und am Tag der Demo darum bat, Sperrmüll auf die Straße zu stellen. Der Schriftzug „Alerta“ mit Anarchie A suggeriert einen Zusammenhang mit linker Gewalt. Auf der Rückseite des Bildes ist jedoch zu erkennen, dass das Bild von einem Artikel stammt, der von rechter Gewalt im Zusammenhang mit Fußball berichtet. Die einfache Erkenntnis ist nun, dass es einen Punkt gibt, bei dem die Intention verschwimmt. Bei dem nicht mehr differenziert wird zwischen linker und rechter Gewalt. Es ist bequem zu sagen, wenn es um Gewalt geht, dann ist beides gleich schlimm. Die Gegensätzlichkeit wird zur Gleichschaltung. Und genau dass ist der Punkt an dem die Diskussion oft endet. Wenn es um Rechts oder Links geht, dann gibt es kein Unentschieden. Dafür sein, es ignorieren oder tolerieren ist mit unterschiedlichem Grad der Schwere dasselbe. Das ist im Übrigen bei jeder Form von Unterdrückung so. Das sollten wir aus der Vergangenheit gelernt haben. Dazu empfehle ich jedem einmal die Lektüre der Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vom 8. Mai 1985, man kann sie sich auch ansehen und/oder anhören.
Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, daß Deportationszüge rollten. Die Phantasie der Menschen mochte für Art und Ausmaß der Vernichtung nicht ausreichen. Aber in Wirklichkeit trat zu den Verbrechen selbst der Versuch allzu vieler, auch in meiner Generation, die wir jung und an der Planung und Ausführung der Ereignisse unbeteiligt waren, nicht zur Kenntnis zu nehmen, was geschah.
Es gab viele Formen, das Gewissen ablenken zu lassen, nicht zuständig zu sein, wegzuschauen, zu schweigen. Als dann am Ende des Krieges die ganze unsagbare Wahrheit des Holocaust herauskam, beriefen sich allzu viele von uns darauf, nichts gewußt oder auch nur geahnt zu haben.
Schuld oder Unschuld eines ganzen Volkes gibt es nicht. Schuld ist, wie Unschuld, nicht kollektiv, sondern persönlich.
Man kann also nur aktiv gegen Anhänger des Nationalsozialismus sein oder es mehr oder weniger unterstützen und genau das ist die Kernaussage dieses Werkes. Du kannst Dich nicht nicht entscheiden. Nichts zu tun ist in diesem Fall eine aktive Entscheidung.
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