Eine ausgediente Präsentationswand (zum aufhängen) haben Michael und ich zunächst blau grundiert. Nach kurzem Antrockenen mit einem Heißlufttrockner haben wir dick Gelb und Sandtöne aufgetragen (Danke an die zwei Jungs vom Nachbarkurs für die Hilfe ;-)) um diese dann mit Stöcken, Spachteln und Wischern wieder wegzukratzen. Wir mussten uns beeilen, weil die Farbe schnell troknete und sich dadurch auch der Untergrund bzw. obere und untere Farben minütlich anders verhielten und vermischten. Durch die hohe Feuchtigkeit beschädigten wir auch manchmal die Leinwand.
Michael mochte das Ergebnis nur so mittel und empfand es nicht als fertig. Ich konnte ihn aber bequatschen es so zu lassen und er meinte, mach damit was Du willst. Ich nahm den Fetzen mit in mein Atelier und nachdem das Bild einige Wochen zum Trocknen auf dem Boden lag baute ich aus Dachlatten einen Rahmen dafür und zog es auf. Es war natürlich struppig, denn Papier mit einer dicken Schicht Acrylfarbe lässt sich überhaupt nicht auf einen Rahmen ziehen. Also verstärkte ich die Ränder mit Gaffa-Tape, föhnte sie weich und fummelte so das Bild an den Rahmen und hängte es an meine Teswand. Hammer! OK, das klingt jetzt etwas überheblich bei einem Bild, was man selbst (mit) gemacht hat, aber ich mochte es schon, als es mit ausgefranzten Ecken auf dem Boden lag, aber auf dem Rahmen war es Hammer. Es strotzt so voller Energie und Leben. Die Farben schieben sich gegenseitig durch das Bild. Rechts unten, diese Gebilde erinnern mich total an Hochhäuser die ich so mag, an Metropolen die immer pulsieren, schön sind, leuchten, mit angestrahlten Fassaden, beleuchteten Treppen, geputzten Gläsern und weißen Tischdecken, tollen Autos, schicken Püppis die gackernd vom Club ins Taxi stöckeln, 24⁄7 Shops und c00len Clubs. Städte die aber auch laut und staubig sind. Ich mag die Risse, Falten und kleinen Löcher, das Unperfekte. So wie auch die schmuddeligen Ecken und Viertel mit dreckigen Hinterhöfen, Obdachlosen, Drogen und Schlägereien. Es hat so etwas Vergängliches. Nirgendwo sind krasse Gegensätze so dicht beieinander wie in großen Städten. Das macht sie für mich so interessant. Urbanes flirren war ein trefflicher Name für das Bild und so heißt es nun.
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