Wenn man von Hannover über Wolfsburg nach Nord-Osten durch Salzwedel fährt und dann die Elbe überquert, ist man an in einem der am dünnsten besiedelten Landstriche Deutschlands, der Prignitz. Hier, genauer in Unbesandten, betreibt der BBM e.V. ein Kultur‑, Veranstaltungs und Forschungszentrum sowie ein kleines Archiv für Kunst, Kultur und Regionalgeschichte.
Die Schwerpunkte liegen auf der Beobachtung, Archivierung, kritischen Begleitung, künstlerischen Übersetzung und öffentlichen Präsentation von gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen, die einen unmittelbaren, Einfluss auf Grund- und Menschenrechte haben (können).
Die erste große Ausstellung auf dem Gelände mit dem Titel „Krake Kapital“ wurde am 14. Mai 2016 im Rahmen der elbelandpartie eröffnet (Fotos). Die Liste der über 30 beteiligten Künstler aus zehn Ländern ist beachtlich. Auch der Schlagzeuger, Komponist, Sänger, Schauspieler, Synchronsprecher und Punkrocker Bela B ist vertreten.
Der Künstler, Kurator, Publizist und Mitgründer des Kollektivs BBM (Beobachter der Bediener von Maschinen) Olaf Arndt hielt zur Eröffnung eine sehr interessante Rede, in der er die komplexen Zusammenhänge und Bedeutungen einiger Werke sowie den Titel „Krake Kapital“ erklärte. Damit diese Rede nicht nur an die Ohren der Eröffnungsgäste gelangt, freue ich mich sehr, sie hier veröffentlichen zu dürfen. (Rede als pdf)
Rede zur Eröffnung der Ausstellung „KRAKE KAPITAL“
von Olaf Arndt, im Mai 2016
Der Ruf des Kraken ist miserabel. Oft ist er verleumdet worden – zu unrecht, wie wir sehen werden. Es fängt damit an, dass 80% der deutschsprechenden Menschheit überzeugt sind, Krake sei weiblich, also: die Krake, was zu einer ersten Kette völlig fehlgeleiteter Assoziationen führt.
Dabei ist er nur ein „entwurzelter Baum“, wie das etymologische Wörterbuch von Pfeifer das norwegische Stammwort „kraken“ deutet, einer, dessen Arme wie Wurzeln in alle Richtungen weisen, eben auskragen.
Die zweite grundfalsche Annahme ist, dass der Krake gierig sei. Dies mag an einer unzulässigen Übertragung vom Menschen auf das Tier liegen, wobei man zum Ergebnis kommt, dass jeder, der mehr als zwei Arme besitzt, diese wohl nur zum Raffen, zum Anhäufen von Gütern ohne konkreten Bedarf benutzt.
Die metaphorische Wahrnehmung des Kraken, seine sinnbildliche, nicht die zoologische oder kulinarische, die beide recht positiv sind, also jene Wahrnehmung, die von der Vorstellungskraft bestimmt ist, lautet: der Krake verkörpert eine finstere, unersättliche, grausame Macht, die sich lähmend unterjochend, notfalls mordend in unsere Verhältnisse einschleicht, und zur Erweiterung ihrer eigenen Macht vor keiner Schandtat zurück schreckt. Der Krake ist mithin quasi synonym mit einer finanziellen oder industriellen Organisation, einem ominösen Netzwerk oder einer kriminellen Vereinigung, die unterirdisch (genauer: unterseeisch) tätig ist und damit dem Auge des nicht eingeweihten Betrachters entzogen und vermutlich weiter verzweigt ist, als wir uns zugeben wollen.
Der Krake ersetzt damit das vielköpfige antike Ungeheuer namens Hydra, was sich daraus erklären mag, dass mit dem Aufkommen der Psychologie, die die Mythologie ablöst, Saugnäpfe und Tentakel mehr Furcht erregen als Köpfe.
Das Bindeglied zwischen Mythologie und Psychologie ist körperlicher Natur. Der Krake gehört bekanntlich zu den Zephalopoden, den Kopffüßlern.
Die vermeintliche Körperlosigkeit des Kraken stellt Image-mäßig das größte Manko dar. Wer nur aus Kopf und Armen besteht, kann kein Herz im Leib haben. Dabei hat er biologisch betrachtet gleich drei: ein Hauptherz und zwei Kiemenherzen.
Mit dem mit großen Augen bewehrten Kopf wird die Beute identifiziert, die acht Tentakel packen sie. Mehr Ausstattung braucht es nicht, um den Kraken als alles verschlingende tierische Maschine abzustempeln.
Der Krake steht unter den Mollusken ganz oben. Die Weichtiere sind einem enorm arten- und formenreichen Tierstamm, der Salz- und Süßwasser besiedelt, ebenso wie das Festland. Schnecken, Muscheln und andere Schale tragende oder nackte Gewebetiere gehören dazu.
Der Krake ist das intelligenteste Weichtier. Er verfügt über ein enorm komplexes Gehirn, das ihn zu planvollen Tätigkeiten befähigt, wie zum Beispiel dem gezielten Sammeln und Arrangieren von Baumaterial. Dabei verfügt er über ein fotografisches Gedächtnis, wenn es um die Wiederherstellung eines zerstörten Arrangements geht. Der Mensch, der hinsichtlich der relativen Gehirngröße ohnehin keine Sonderstellung im Tierreich einnimmt, hat im Vergleich zum Kraken ein Spatzenhirn. Neben dem mächtig entfalteten Nervensystem verfügt der Krake über trefflich entwickelte Sinnesorgane, die ihn geistig sehr hoch stehen lassen.
Es ist viel mit dem Kraken experimentiert worden, vielleicht aus Neid auf seinen gewaltigen Denkapparat, und manchmal befällt einen der Verdacht, es ist womöglich sogar mit dem Ziel experimentiert worden, sein Gehirn als über Gebühr angeschwollenen, letztlich überflüssigen Hinter-Lappen zu diskreditieren. Kraken bewältigen die sogenannten Irrgarten-Aufgaben effizienter als die meisten Säugetiere, sind schlauer als Ratten und können Schraubverschlüsse von Flaschen drehen. Aber welches Kind kann das nicht?
Noch etwas unterstützt die Neid-Theorie. Es ist eine Art Penis-Neid, die den Menschen angesichts des Mollusken befällt. Dafür ist es nicht allein die Größe des Gliedes und seine weiche Haut verantwortlich. Auch der Vorgang der Vermehrung selbst klingt unerreichbar spektakulär. Das Männchen verfügt über einen eigens für die Befruchtung eingerichteten sogenannten „dritten linken Arm“. Mit ihm führt er eine mit Spermien gefüllte Kapsel in eine Körpertasche des Weibchens ein, den sogenannten Mantel, wo diese „explosionsartig“ detoniert und die Eier befruchtet. Die Samenkugel wird folgerichtig auch Patrone oder Hülse genannt, während der Arm, der sie abschießt hohl ist wie ein Gewehrlauf.
Das mag Grund genug für den Mythos vom Schiffe versenkenden Ungeheuer sein. Doch er ist lieb, beißt nur, wenn er in die Enge gerieben wird und ist sonst viel zu schlau, um agrressiv zu sein.
Ein letzter hier zu erwähnender Umstand müsste den Kraken eigentlich zum Lieblingstier aller Künstler prädestinieren. In der Unterhaut des Kraken befinden sich merkwürdige kontraktile, also zusammenziehbare, mit verschiedenfarbigen Pigmenten gefüllte Zellen, die Chromatophoren, also farbtragende Behälter, die gemeinhin als Tinten-Beutel bezeichnet werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass das griechische Wort Chroma nicht nur Farbe, sondern auch „Nüance, Schattierung eines Charakters“ bedeutet. Mit dem Versprühen der Tinte entzieht sich der verfolgte Krake dem Auge des Feindes.
Welche Missgunst und Fehlschlüsse den Kraken zum Unhold gemacht haben, konnten wir erfahren.
Doch wollen wir diese schiefe Geschichte fortschreiben, indem wir ihn mit dem Wort „Kapital“ kombinieren? Wäre es nicht an der Zeit, etwas zur Ehrenrettung des Kraken zu unternehmen? So wie es zuletzt der französische Autor Roger Callois 1973 in seinem Buch über „Die Logik des Imaginativen“ getan hat? Doch sie scheint schwer zu überwinden, diese Kraft des nur in der Einbildung Vorhandenen. Zugegeben: Kapital ist schlau und es geht auf Raub- und Beutezüge, genau wie der Tintenfisch. Kapital kann zum vielarmigen Ungeheuer mutieren. Denn, wie der kanadische Soziologe Jason Moore sagt, wir leben im Zeitalter des Kapitals, dem Kapitalözän, einem Zeitabschnitt in der Erdgeschichte, wo wir nur der Spur des Kapitals folgen müssen, um zu erkennen, dass wir aus dem Holozän, der Jetztzeit, unmittelbar in ein neues Diluvium, eine Sintflutzeit geraten sind, in der die Ströme des Kapitals alle Errungenschaften der Zivilisation in wenigen Jahren wegwaschen.
Als Gründe für die Sintflut gelten die Verfehlungen der Menschheit. Ist das Kapital die von höchster Stelle veranlasste Flutkatastrophe, mit der wir unsere Sünden nachhaltig kurieren? Und der Krake, das Wassertier, endlich ganz in seinem Element?
Oder ist die Erfindung des Kapitals selber eine Sünde, von der alle unsere Lebenszusammenhänge überschwemmt werden? Immerhin gibt es eine beziehungsreiche Verbindung zwischen den beiden Begriffen: auch „Kapital“ bedeutet Kopf – und die Füße folgen bald: Ab dem 16. Jahrhundert findet sich das italienische Lehnwort „capitale“ − „Vermögen“ im Sinne der Kopfzahl eines Viehbestandes, als Gegensatz zu den frisch geworfenen Tieren als „Zinsen“. Das Zählen der Beine nimmt also kein Ende. Nach Karl Marx ist bekanntlich Kapital ein Geldbetrag (G), der investiert wird, um eine höhere Summe (G’) zurückzuerhalten. Kapital wird nicht zum Konsum oder zur Schatzbildung verwendet, sondern investiert, um vergrößert zurückzukehren. Das ist, was der griechische Vater der Philosophie, Aristoteles, meint, wenn er mit Bezug auf das Geld anmerkt, es sei ein merkwürdiges Ding. Es habe kein Geschlecht und vermehre sich doch – vielleicht mit einer Samenpatrone, die es aus einem hohlen Arm abschießt?
Kapital erzeugt dabei das, was heute gemeinhin unter dem Label „Finanzkapitalismus“ firmiert. Das „raffende“ Kapital, wie es die für ihre bestimmte Menschengruppen herabwürdigenden Naturvergleiche (insbesondere Insekten und „Parasiten“) legendären Nazis brandmarkten, das eine feindliche Übernahme nach der nächsten vorbereitet, und dabei, wie es der österreichische Ökonom Rudolf Hilferding schon 1915 formulierte, vom Industrie-Kapital zum „organisierten Kapital“ mutiert, so wie man von kleinen Gangstern und organisiertem Verbrechen spricht.
Wir werden diese Fragen leider heute nicht abschließend beantworten können – zu viele vor uns sind vor dem „Gespenst des Kapitals“ zurück geschreckt, als das es der Philosoph Joseph Vogl einmal identifiziert hat. Sie haben es nicht zu fassen bekommen, obwohl sie viele Jahre ihres Lebens investiert und 1000e Seiten kluger Gedanken dazu zusammen getragen haben. Vielleicht ist es sogar schädlich, sich zu intensiv mit ökonomischer Theorie zu befassen – diese Ansicht vertritt zumindest unser Freund, der Wiener Philosoph Wolfgang Pircher, Autor des Buches „Sozialmaschine Geld“, als wir ihn nach der berühmten These von der Schöpferischen Zerstörungskraft des Kapitals fragten.
„Wenn du damit anfängst, dann musst du Schumpeter und Hilferding und Friedrich August von Hayek lesen und Georg Simmel und Marx sowieso und zack ist dein Leben rum, eh du dazu kommst, das Gelesene zusammenzufassen.“
Und es kann sogar noch viel übler enden. Thomas de Quincey, weltberühmt für seinen monumentalen und ihn selbst vollständig zerstörenden Opiumkonsum, der ihn dazu befähigte, erste Hand Information in seinen bekanntesten Text „Bekenntnisse eines englischen Opiumessers“ einfließen zu lassen, schrieb in einer sehr kritischen Phase seiner Sucht:
er, der sich sonst äußerst weit gesteckter Interessen an allen beliebigen Themen erfreue, sei derart auf den Hund gekommen und so fatal reduziert drauf, dass er sich nur noch für Volkswirtschaft begeistern könne, diesen „Bodensatz und Kehricht vom Müllhaufen des menschlichen Intellekts“. Dabei hätte ihm eine einfache Beschränkung Linderung verschaffen können. Er hätte statt in den Fängen des monumentalen Opium-Affen volkswirtschaftliche Studien zu treiben, einfach die Kehrseite der Volkswirtschaft, das Elend, das sie auslöste, beschreiben können. Denn im Anklagen des Elends war de Quincey bereits Experte – und sind wir das nicht alle, wenn es um das Thema Geld geht?
Was aber sollen, was können wir alle tun gegen die Auswüchse des Finanzkapitals?
Ich möchte zur Beantwortung dieser Frage die vorgetragenen Theorien über Intelligenz, Kraft und angeblichen Zerstörungswillen sehr großer Kraken jetzt um einen letzten Punkt ergänzen, nämlich ihren Einfluss auf die Phantasie und andere bildgebende Kräfte und dies dann an zwei zentralen Werken der Ausstellung, Sahar Zukermanns „Sankt Georg und der Drache II“ und Veronika Schumachers „Die sieben Plagen“ näher erläutern.
Wir haben eingangs viel über die unterseeische Fauna, ihre Riesen und die Fantasien gehört, die sie hervorriefen. Das waren Festzeiten für die Einbildungskraft, als wir noch überall auf lebende Monstren, auf warme weiche Giganten trafen. Erst seit etwa 10.000 Jahren leben wir im Zustand ökologischer Langeweile. Die Langeweile folgte der sportlichen Vernichtung aller großen Tiere. Sie würden zweifelsohne noch leben, wenn man nur so viele geschlachtet hätte, wie man essen konnte. Heute, in der tierleeren Gegenwart, müssen wir andere risikoreiche sportliche Aktivitäten erfinden, tief springen, hoch fliegen, durch wilde Wasser und unwegsame Wüsten rasen, und gigantische Summen Geldes verjuxen, dabei tausende, ja Millionen Menschen ins Unglück stürzen, um wenigstens etwas von dem Herzschlag-beschleunigenden Wonneschauer der Jagd auf die Mitglieder einer Megafauna zu erleben, einer Landschaft bevölkert von gigantischen rüssel‑, klauen- und säbelzahntragenden Tieren. Denn nach den Erkenntnissen der Paläoökologie ist es mehr als wahrscheinlich, dass die mythologischen Bestien aus Homers Odyssee und die Drachen, die von Nibelungen und heiligen Georgen bekämpft wurden, keine Ausgeburten überspannter Phantasie, sondern einfach übergroße meterlange Pflanzenfresser waren, deren schon immer kleine Zahl am ehesten ihre vollständige Auslöschung durch den Menschen begünstigte. Jedenfalls ist man heute sicher, dass der Anteil, den der Klimawandel an ihrem Verschwinden hatte, eher unbedeutend ist. Dafür sprechen zwei Gründe:
1. die übergroßen Tiere hatten zum Zeitpunkt ihres Verschwindens bereits mehrere radikale klimatische Wandel überstanden.
2. Es gibt Kulturen, menschliche Gemeinschaften in Südamerika und den heutigen USA, die schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung strenge Regeln zum Schutz solcher Tiere aufstellten, weil sie erkannt hatten, dass deren Verschwinden mit dem menschlichen Jagdverhalten einher geht und somit kurzfristig zu einem Problem für den Menschen würde.
Zu spät, muss man ergänzen, denn nur auf einem einzigen Kontinent, in Afrika, haben überhaupt ein paar große Tiere in kleinen Stückzahlen überlebt, Giganten, die einst auf allen Kontinenten heimisch waren.
Um sich Sahar Zukermanns vielschichtigem Bild „Der heilige Georg 2“ zu nähern, ist es notwendig, einen Blick auf die beteiligten Parteien und Elemente zu werfen: außer einem Baum und reichlich Nebel (oder ist es Tränengas?) sieht man einen grünen Schwanz oder Arm, der durch seine mit Saugnäpfen besetzte Unterseite den Besitzer des Gliedes als zur Familie des Kraken gehörig ausweist. Daneben vier Männer, einer davon zu Pferde und mit einem langen Stab ausgerüstet, deren schwere Rüstung im Stil des Körperschutzes bei Aufstandsbekämpfung sie als zur Polizei gehörig ausweist. Die Polizei ist, wie der amerikanische Autor David Graeber, Kopf von Occupy Wall Street, es kürzlich in seinem Buch „Direkte Aktion“ so treffend beschrieben hat, das zentrale Organ des Staates, das planmäßig das Gesetz brechen darf. Auf Zukermanns Bild brechen sie zumindest mit dem Klischee des geharnischten, erbarmungslosen Cybercops, denn sie haben ihre Handschuhe für die Operation ausgezogen. Die Polizei heißt im Volksmund „die Polypen“, also ebenfalls zur Familie des Kraken gehörig.
Man könnte sagen: es werden auf tiefsinnige Art auf dem Bild Familienbande gezeigt, oder mit dem Schriftsteller Karl Kraus, der die Doppelbödigkeit dieses Wortes liebte, „eine Familienbande“.
Vielleicht hat Zukermann, als er die Polizisten mit einer Geste der Fürsorge ausstattete, sie mit ungeschützter, fast zärtlich waltender nackter Hand den Schwanz des großen Tieres anfassen lässt – oder ist es ein Nahrung suchender weicher sensibel tastender, sich furchtsam am Baum verfangender Rüssel? – vielleicht hat Zukerman beim Entwurf dieser Szene an das Vorbild umweltbewusster archaischer Gesellschaften und an eine aktuell ganz drängende Notwendigkeit gedacht, an eine überlebensnotwendige Ordnung, die eine eilige und zudem eine der besten Aufgaben einer Polizey mit Y wären, wie sie sich noch vor wenigen Jahrhunderten selbst verstand: als eine Einrichtung zugunsten des Gesamtwohls der Gesellschaft.
Diese Idee hat mir übrigens meine Nichte eingegeben, die ohne Zögern sagte, als sie das Bild sah: die kämpfen nicht, die helfen ihm. Ähnliche Eindrücke gewinnt man, wenn man Vroni Schumachers Bild genauer betrachtet: ist es nicht ein Dienst am Menschen, wenn der Krake die Herrschaftsinsignien der Waffen- und Chemie-Konzerne fest in den Griff nimmt, sie umarrangiert, vielleicht nach seinem Gusto neu ordnet? Womöglich verbaut er sie so, dass sie ganz unschädlich werden?
Solche Hilfe benötigen Mensch und Natur, um im Kampf um die Pfründe nicht völlig dem Allesfresser Kapital zu unterliegen.
Der kanadische Philosoph John McMurtry mag über diesen Kampf nachgedacht haben, als er 2013 sein Lebenswerk „The Cancer Stage of Capitalism“, zu deutsch etwa „Krebsgeschwür Kapital, Dignose und Heilungsvorschläge, nach 30 Jahren erneut und erweitert um die Erkenntnisse aus der 2008er Finanzkrise heraus brachte. Gemeinsam mit der Londoner Künstlergruppe New Art on Mondays und mit BBM hat McMurtry dann seine zentrale Metapher für das Kapital, die Metastase, die alles Gesunde überwuchert, in eine Skulptur übersetzt, die im Hallenhaus quasi den gesamten Raum einnimmt. Dabei werden die Begriffe, mit denen ein ungesunder Finanzmarkt sich entwickelt, der Boom, das schnelle Anwachsen und die Blase, die seine höchste Steigerungsform ist, gewissermaßen handfest in die Form übersetzt: nach einem Rasterelektronen-miskroskopischen Foto einer Krebszelle moduliert, bläst sich das Monstrum von einer Skulptur so lange auf, bis niemand anders mehr im Raum Platz hat. Sie allein und nichts sonst.
Um ein besonderes Merkmal des Kapitalismus besser zu verstehen, möchte ich einen eingangs bereits erwähnten Begriff nochmals aufgreifen: das Anhäufen. Im Zusammenhang mit der Finanzkrise tauchte ständig der Begriff „Gier“ auf, die absurderweise mit dem Erfolg wächst, statt abzunehmen. Von Gier wurde immer dann gesprochen, wenn ein Verhalten letztlich unbegründet, unvernünftig, maßlos schien. Aber welche Rolle hatte, welchen Sinn konnte ein so stark subjektives, irrationales Element in einem ansonsten vollständig durchrationalisierten, quasi mathematisch genauem System haben? Als Emile Zola Leser war mir schon klar, dass die saubere Oberfläche, auf der alles nach ordentlicher Rechenarbeit aussah, nur eine Theater-Fassade war und hinter der Bühne Gerüchte umliefen, die das Spiel bestimmten. Aber die Motivation, wenn man das so sagen kann, der Auslöser für die Gier war damit nicht erklärt. Irgendwer, irgend ein sozialer Prozess musste die Gier doch gesellschaftlich legitimieren?
In seiner kleinen Studie „Macht und Überleben“ spricht Elias Canetti von einer „Passion, die unersättlich ist“. Diese Passion ist die der Macht, die „an die Tatsache des Todes gebunden“ ist und an das Erlebnis, zu Überleben. Um zu erklären, wie der „Geschmack am Überleben“ zum „Häufen“ führt, skizziert er folgende Idee, die ich hier ganz stark verkürzt wiedergebe. Der Mensch hat drei Grundhaltungen: er steht, sitzt oder liegt. Stehend ist er autonom, entscheidungsfrei. Sitzend übt er Druck aus (man denke nur an Behörden: dort steht der Wartende, der Entscheider sitzt). Er wird größer, wenn er sich erhebt. Liegen kann zweierlei bedeuten: man hat sich entwaffnet und zum Schlaf gelegt. Oder: der Liegende ist tot. Er wird sich nie wieder erheben. Der Schreck des Herannahenden vor dem liegenden Toten wird ganz bald in das Gefühl der Genugtuung überführt: man ist nicht selbst der Tote. So wird der Schreck, mit dem eigenen Ende konfrontiert zu sein, in die Befriedigung verwandelt, überlebt zu haben. So wird der Leblose zu einer Art Beute. Der Lebende fühlt sich dem gegenüber, „als wäre er gewachsen.“
Canetti sagt: „Die Situation des Überlebens ist die zentrale Situation der Macht.“ Unter den Beispielen, die er nun folgen lässt, um zu illustrieren, wie aus diesem „heimlichen Triumph“ ein offen eingestandener wird, aus der Reohe von anthropologischen Beispielen, die alle mit dem Töten und dem Kampf „Mann gegen Mann“ zu tun haben, will ich nur eines heraus greifen, weil es den Zusammenhang zwischen Zahlen und Macht erhellt – und mich von daher an bestimmte Rituale unter Bankern, Börsenmaklern und Finanzspekulanten erinnert: „Das Ansehen … kriegerischer Tüchtigkeit auf Fidschi war so groß, dass es vier verschiedene Namen für Helden gab, je nach der Zahl der getöteten Feinde. Der Niedrigste in der Skala hieß koroi, der Töter eines Menschen. Koli hier, wer zehn, Visa, wer zwanzig und Wangka einer, der dreißig Leute erschlagen hatte. Ein berühmter Häuptling hieß Koli-Visa-Wangka, er war der Töter von 60 Menschen.“ Was bedeutet es denn, ein Milliardär zu sein? Symbolisiert nicht die Länge der Kette von Nullen eine unvorstellbar große Zahl von Besiegten, Vernichteten, vollständig zerstörten Menschen, denen ihre Existenz genommen, ja die vielleicht, wie die in die Schuldenfalle gelockten indischen Bauern oder amerikanischen Eigenheimbesitzer, sich schließlich entleiben, weil sie die abstrakte Zahlenkette, auf ihrer Seite mit einem Minuszeichen davor, nicht aus ihrem Leben absondern können? Und wie wird man Milliardär? Zurück zu Canetti: er schließt den Fall des „sauberen“ Helden jedenfalls aus. Das Glücksgefühl, den anderen überlebt zu haben, sagt er, sei eine zu „intensive Lust“: „Wer von ihr besessen ist, wird sich die Formen gesellschaftlichen Lebens um ihn in der Weise zu eigen machen, dass sie der Fröhnung dieser Passion dienen.“ Die gelegentlichen Chancen, die das alltägliche Leben bietet, reichen bald nicht mehr aus. Man wird nachhelfen, denn: „Wer Geschmack am Überleben gewonnen hat, der will es häufen.“
So wie bei den Polynesiern der Zuwachs an Macht durch immer größere Anhäufung von „körperlichen Überbleibseln der besiegten Feinde“ sichtbar wird, zeigt sich heute die Größe der Macht eines erfolgreichen Mannes in der Anhäufung von Zahlen: was ist so betrachtet der Milliardär anderes als ein Koli-Visa-Wangka?
Lassen Sie uns an dieser Stelle einen Moment das Feld der Kunst und ihrer Interpretation verlassen und an einem hier auf dem Land naheliegenden Beispiel den Gedankenzusammenhang erhellen, auf den wir mit dieser Ausstellung hinaus möchten.
Alles wäre halb so schlimm, hätte das Kapital nicht die Tendenz zur Monokultur, die eine Tendenz zur Totalität ist. Wenn es einmal heraus gefunden hat, was in dieser oder jener Gegend am besten läuft, kennt es kein Maß, kein Einhalten, keine friedliche Koexistenz. Kapital ist kriegerisch und damit, anders als die Natur, nicht selbstregulierend. Es vernichtet alles, was anders ist und lässt nur das eine übrig, was es am meisten vergrößert. Heute ist das meinethalben der Mais, der mit knallrotem Kunst-Gift gebeizt ist, das alles außer dem Maiskorn selbst tötet, eine fataler Coup, nur um die entstehende Biomasse hinterher zu verheizen. Oder der Raps, der zu 10% dem Benzin zugeschlagen wird, dabei das Benzin, das wir in den Tank gießen, weniger effizient macht. Ein groteskes Nullsummenspiel, bei dem allerdings, und das ist das einzige Ziel der Operation, kurzzeitig Unsummen über den Tisch gehen, der wie ein Roulette funktioniert, mit einer Bank, die alle paar Runden pleite macht. Dabei vergessen wir, dass auf der Fläche, die wir für den Antrieb unserer Autos bewirtschaften, keine Nahrungsmittel mehr angebaut werden – und verhungern, um fahren zu können? Ja, denn die Tendenz zur Monokultur hat kein Interesse an Randstreifen oder einer Wechselwirtschaft, wo die sichere Rendite bei jedem Wechsel erst wieder erwirtschaftet werden muss. Monokultur macht das Fass leer bis zum Boden. Sonst würde sie ihren Namen nicht verdienen. Monokultur ist der Parasit, der statt den Wirt zu pflegen und am Leben zu erhalten, ihn mit einem Schlag auffrisst und dann von der leeren Hülle aus auf den nächsten springt, so als gäbe es für immer und ewig genug Wirte.
Martin Heidegger ist oft und zurecht gescholten worden für sein distanzloses Verhalten gegenüber den Nazis. Doch sein Vergleich zwischen der industriellen Vernichtung von Menschen in den KZs und der maschinellen Landwirtschaft klingt heute mit jedem Entwicklungsschritt hin zum smart farming plausibler. Die unbestritten historische Einzigartigkeit der Gräueltaten des 3. Reichs vererbte sich nicht so sehr auf den Gulag oder Pol Pot. Viel schlussrichtiger, weil weniger von ideologischen Rahmensetzungen behindert und viel sentimentloser, effizienter und flächendeckender setzt sich die Idee totaler Weltbeherrschung in den aktuellen Ekstasen des Finanzkapitals ins Werk. Es mag provokant klingen, aber wer hätte gedacht, als heraus kam, wofür die unendlichen Mengen des Insektenvernichtungsmittels Zyklon B wirklich verwendet werden, dass keine 100 Jahre später der ganze Erdball mit Glyphosat und Neonicotinoiden übergossen wird – und zwar aus ähnlich niederen Beweggründen, nämlicher aus purer, an Wahnsinn grenzender Macht- und Geldgier.
Um diese Idee dreht sich auch die Arbeit der für ihren sarkastischen Humor schon legendären britischen Künstler Jake und Dinos Chapman, die zur Creme der zeitgenössischen Kunst gehören. In ihrem Video „Hölle“ verfolgen sie den ideologisch-kapitalistischen Komplex bis ins 3. Reich zurück, wo sie in einem KZ auf Ikonen der Gegenwart wie den bösen Clown Ronald McDonald, einen weiteren Exponenten der Ernährungs-Monokultur stoßen.
Die Monomanie hat System: in den europäischen Richtlinien zur Förderung von landwirtschaftlichen Flächen ist präzise festgelegt, dass förderfähig nur Flächen sind, die vollständig frei sind von jeder wilden Vegetation. Die dafür nötigen „Säuberungsarbeiten“ (auch so ein Wort aus totalitärer Tradition) sind ein Garant für Reduzierung der Artenvielfalt, Fruchtbarkeit und ökologischen Stabilität, sowie zur Erhöhung von Erosion, Überflutung und allgemeiner Erschöpfung. Was ist die Logik dahinter, zumal dieselbe Verwaltung über ihre Biosphärenprogramme zumindest mit Feigenblattsummen auch exakt in das Gegenteil investiert? Die Reduzierung der Artenvielfalt ist gegenstandslos für die Bioökonomie, da die Mehrzahl aller Arten keine wirtschaftliche Relevanz besitzen. Im Gegenteil, wenn der kostenlose Bestäubungsdienst, den Insekten leisten, durch Ausrottung von Bienen, Hummeln etc. fortfällt, erschließt dies einen neuen Markt der künstlichen Bestäubung. Ökologische Instabilität ist gemäß dieser Logik wünschenswert, weil alle kapitalbasierten Systeme schnell an Grenzen kommen. Daher sind Krisen notwendig, sozusagen der Motor des Finanzmarktes auf seiner Fahrt ins Glück. Stabilität ist kontraproduktiv, führt schnell zu einer Stagnation, die fatal wirkt in einem System, das auf einer widernatürlichen Wachstumsannahme basiert: es funktioniert nicht ohne Steigerung, den sog. Investitionsanreiz, nicht ohne die ständige Vergrößerung des Kapitals. Erosion und Ausspülung, Überflutung und andere durch die Richtlinien zur Reduzierung der natürlichen Vielfalt und Stabilität erzeugte sogenannte Umweltkatastrophen machen zahlreiche Gegenmaßnahmen nötig, künstliche Düngung, schützende Bauwerke, alles sichere Einnahmequellen, die ohne die planvoll herbeigeführte Verödung nicht existieren würden. Nur das deregulierte System ist einträglich.
Warum verschließt unsere Gesellschaft davor die Augen, ja brandmarkt sogar die wenigen, die solche Zusammenhänge benennen, als „Verschwörer“? Was ist so attraktiv an einem System, von dem nur ganz Wenige wirklich profitieren? Warum unterstützt die Mehrzahl etwas, dass ihr nichts nützt und schon mittelfristig sogar schwer schadet? Mit „kultureller Hegemonie“, wie der italienische Philosoph Antonio Gramsci das genannt hat, mit Bevormundung durch mediale „Gehirnwäsche“ ist das nur unzureichend erklärt.
Tief in uns allen, besonders tief aber in den Bauern, muss ein Hass gegen die Natur schlummern, vielleicht eine Verachtung ihrer Freigebigkeit. Die Bauern erhalten in der Regel keinen Anteil am Kapital, verdienen häufig sogar zu wenig, um ohne Subvention existieren zu können. Daher unterstützen wir alle mit unserem Steuergeld ein System, das der Natur schweren Schaden zufügt und uns alle krank macht mit Gift. Spuren von dem bereits erwähnten, sog. Unkrautvernichter Glyphosat lassen sich heute in quasi jedem menschlichen Körper, in der Muttermilch, im Urin nachweisen. Die Richtlinien werden von Politikern ausgedacht, also steuerzahlenden Besitzern von Körpern, in denen sich durch ihre eigenen Entscheidungen zunehmend mehr Gifte ablagern. Es muss also auch ein existenzieller Selbsthass, eine Todesverachtung im Spiel sein. Oder ist es die große Rache kranker Monomaner, die nicht ertragen können, wenn etwas mächtiger ist als sie selbst?
Wenn aber Richtlinien, ebenso übrigens wie das Geld, das Kapital und die Steigerungsrate der Rendite, von Menschen ausgedachte Dinge sind, dann ließen sie sich von Menschen wieder ändern, zwar nicht umstandslos, aber sicher leichter, als wenn „die Natur“ nicht mehr richtig funktionierte oder „der Klimawandel“ schuld wäre – Dinge, die zu groß und jenseits unserer menschlichen Einflussmöglichkeiten liegen. Zumindest verstehen wir nun, warum uns letzteres ohne jeden Beweis ständig eingeredet wird: damit diese wackelige riskante menschengemachte Konstruktion nicht in Frage gestellt oder gar umgestürzt wird. Aber es erklärt nicht, warum wir trotz besseren Wissens alle mitmachen.
Ein letztes Beispiel aus unserer Künstlerauswahl möchte ich Ihnen noch geben – und dann nehmen wir uns alle zur inneren Befeuchtung ein Glas und begeben uns gemeinsam auf die Tour durch die Ausstellung. Denn viele der Arbeiten lassen sich besser im Gespräch darüber als in einer Frontalpräsentation erklären.
Wenn der Krake, der wie wir erfahren haben, drei Herzen besitzt, mit denen er sich in die Welt des Kapitals einfühlen kann, jemals – so wie wir – die traurige Gelegenheit erhielte, Sally Gutierrez Film Organ Market anzuschauen, der einen tiefen Einblick gewährt in die menschlichen Umstände hinter dem weltweiten Organhandel, der auf dem größten Müllberg der Welt in dem Distrikt Tondo, Metro Manila, Philippinen als Einzelschicksal beginnt, ein Schicksal, an dem wir alle, die wir eines Tages vielleicht ein Spenderorgan haben möchten, beteiligt sind, und wenn der Krake, durch die knietief unter Wasser stehenden, von Unrat überfluteten Straßen Tondos watend, erfahren würde, dass jemand seine Niere dort für 2000 Dollar verkauft und vom Käufer im Gegenzug einen Kreditvertrag über ein Moped mit einem angebauten Marktkoffer erhält, mit dem er sich endlich vom Müll Manilas frei kaufen und unabhängig, im ganz kleinen Maßstab autonom werden will, und wenn der Krake erführe, dass der Kaufpreis für das Moped bei 3000 Dollar liegt, also die unvorstellbare und nie zu erwirtschaftende Summe von 1000 Dollar höher als die Barschaft des Nierenverkäufers und dass er diese Finanzierungslücke nur mit einer weiteren Niere oder, wenn ihm das zu riskant ist, mit der Oberhaut eines seiner beiden Augen bezahlen kann, wodurch er dann halbseitig erblindet, wenn also der Krake wie wir diesen Film gesehen hat, würde er sich wahrscheinlich wie ein Opiumraucher in seine Höhle zurück ziehen, von innen alle Steine wieder sorgsam vor dem Eingang arrangierend als Mauer zwischen sich und der Welt und statt sich mit Volkswirtschaft zu beschäftigen, würde er sicher überlegen, ob er seinen hohlen Arm jemals wieder zum Verschießen einer Samenpatrone verwendet oder lieber angesichts der herrschenden Marktgesetze auf Nachwuchs verzichtet und ein schweres Betäubungsmittel durch die Röhre dritter Arm links einsaugt, um damit all die Spuren des Kapitals vor seinem inneren Auge zu verwischen und wenigstens in seiner Höhle ein paar Stunden glücklich vor sich hin zu dämmern, wenn er die Welt draußen schon nicht umbauen kann.
Ein extrem schlauer Krake, der alles genau beobachtet, und in Folge davon depressiv wird, hilft uns nun wirklich gar nicht, die Welt zu verbessern. Und bei dieser Herkulesarbeit, den Stall des Kapitals einmal ordentlich auszumisten, brauchen wir dringend Unterstützung. Starke Wesen mit acht Armen kommen uns da gerade recht. Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass im Titel der Ausstellung ein kleines Wörtchen fehlt. Nämlich das Wort „gegen“: Krake gegen Kapital, so wie es die amerikanische Sachbuch-Bestsellerautorin Naomi Klein im Titel ihres jüngsten Buches formuliert: „Klima gegen Kapital“: denn es steht eine Entscheidung an. Diese Ausstellung soll helfen, sie zu fällen.
Beteiligte Künstler und Künstlerinnen:
Simone Ahrend (D), Bela B (D), Broomberg & Chanarin (UK), Bureau d´Etudes (F), Françoise Cactus & Anton (F/D), Kyle Calanan (NZ), Jake and Dinos Chapman (UK), Costantino Ciervo (IT), Copa & Sordes (CH), Klaus Effern (D), FLATZ (D), Sally Gutiérrez Dewar (ES), Viktor Hertz (SE), Peter Kennard & Cat Picton Phillipps (UK), Alexander Krohn (D), The Artist Taxi Driver/Mark McGowan (UK), Richard Mosse (IRL), Csaba Nemes (HU), NewArtonMondays/BBM (UK/D), Carrie Reichardt (UK), Steve Rowell/CLUI (USA), Martha Rosler (USA), Daniel Sebastian Schaub (D), Angelika Schneider-von Maydell (D), Veronika Schumacher (D), Ivana Spinelli (I), Jonas Staal (NL), Sahar Zukerman (IL)
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