Raffiniert chiffriert. Jetzt haste Arbeit. (ST Kambor-Wiesenberg, 2022 – 2024)
Der Verdener Kunstpreis 2024 steht unter dem Motto „Dechiffrieren“. Vom 30. September bis 15. November 2024 werden in der Ausstellung zirka 60 Positionen von Künstler:innen zu diesem Thema im Rathaus Verden gezeigt. Ausgestellt ist unter anderem ein Triptychon mit dem Titel: “Raffiniert chiffriert. Jetzt haste Arbeit.”
Es sind drei Bilder mit geschreddertem Material auf Leinwand (50 cm x 50 cm), mit Acrylfarbe unterschiedlich koloriert, in Schattenfugenrahmen. Die Bilder stehen beispielhaft für zeitgeschichtliche Ereignisse, bei denen nur einzelne Menschen die Wahrheit kennen oder inzwischen niemand mehr. Da die Informationen der Allgemeinheit unzugänglich sind oder zerstört wurden, hat die Nachwelt das Problem, die übrig gebliebenen Fragmente zu dechiffrieren. Die Komposition der Werke ist inspiriert durch die Vergesslichkeit des aktuellen Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, der vor dem Cum-Ex-Untersuchungsausschuss 2022 angab, bei wichtigen Details Gedächtnislücken zu haben. Den Gedankeneinstieg exemplarischer Ereignisse erhält die Betrachterin über die Titel der drei Teilwerke.
- Die unbekannten Parteispender*innen
Parteispendenskandale gab es zahlreiche, ans Licht kamen bislang nur wenige. Die Farbe Schwarz symbolisiert den Bezug zur CDU-Spendenaffäre um den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, der die Namen der Spender*innen letztendlich mit ins Grab nahm.
Stichwort: Ehrenwort. - Die Daten von Ursula von der Leyens Mobiltelefon
Die Daten des Mobiltelefons der ehemaligen Bundesverteidigungsministerin und 2024 wiedergewählten Präsidentin der Europäischen Kommission, welche im Rahmen eines Untersuchungsausschusses um umstrittene Beraterverträge Aufschluss geben sollten, wurden vermeintlich aus Versehen gelöscht. Ebenso die Datensicherungen. Da sich das Verhalten bereits 2019 bewährt hat, wiederholte sie dies 2022. Diesmal ging es um Daten auf ihrem Mobiltelefon, rund um den größten Pharma-Deal der EU-Geschichte mit dem Konzern Pfizer.
Stichwort: Sicherheitslöschung. - Die NSU-Akten
Das Werk nimmt Bezug zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und der Aufarbeitung vom Landesamt für Verfassungsschutz Hessen. Nach der Selbstenttarnung des NSU und den beginnenden Ermittlungen ließ ein Referatsleiter des Bundesamts für Verfassungsschutz die Akten von sieben V‑Leuten aus der Thüringer Neonazi-Szene unwiderruflich vernichten. Wenngleich durch die vernichteten Akten kein Bezug zu den vermeintlichen Täter*innen hergestellt werden konnte, wurden in den Berichten entropische Arbeitsweisen des Verfassungsschutzes beleuchtet. Zitat: “Aus dem Bereich der Auswertung konnte der Verbleib von 541 Aktenstücken […] nicht geklärt werden.“
Stichwort: Deutschland ist nicht auf dem rechten Auge blind.
Die Werke sind noch bis 15.11.2024 im Rathaus Verden zu sehen. Öffnungszeiten des Verdener Rathauses: Montag – Mittwoch: 08:00 – 16:00 Uhr, Donnerstag: 08:00 – 18:00 Uhr, Freitag: 08:00 – 13:00 Uhr. Die Finissage findet am 15.11. um 18:00 Uhr statt. In diesem Rahmen werden auch der Jurypreis und der Publikumspreis bekannt gegeben.
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