Auf Knopfdruck kreativ zu sein, funktioniert selten. Auf Knopfdruck zu schreiben auch nicht, bemerke ich gerade. Es gibt jedoch Methoden, die das Kreativwerden unterstützen: Den Kopf und die Gedanken sortiert bekommen, auf den Prozess fokussieren, der sonst so hoch bewerteten Zielorientierung weniger Beachtung schenken. Das ist auch so ein Thema, das ich mal weiter ausarbeiten müsste. Im künstlerischen Schaffensprozess muss man ständig umschalten zwischen Fokus auf den Prozess, wenn man nicht weiß, wo die Reise hingehen soll, einer Metaebene dazwischen und Fokus auf das Ziel, denn irgendwann muss der Knopf dran und das Werk fertig sein.
Eine Methode, um in den Prozess zu kommen, ist das „Rausschreiben“. Zettel, Stift, los geht’s: Aufschreiben, was einem gerade durch den Kopf geht; am Besten ohne absetzen – außer für i- und ä-/ö-/ü‑Punkte. Schriftbild, Interpunktion, Zusammenhang, Sinn – alles egal, Hauptsache raus. Man muss keinen Psychoanalytiker beauftragen, um herauszufinden, in welchem Zusammenhang die Wortfetzen stehen, die man auf das Papier bringt, aber bisweilen überrasche ich mich selbst, wenn ich (glaube) für kurze Momente die Kontrolle über das Schreiben (zu) verliere(n). Manchmal entwickeln sich dann daraus schöne Titel, so wie in diesem Werk. In der fünften Zeile steht in etwa: „Schutz Lauf der Dinge Sehnsucht ohne Fortschritt keine Sehnsucht ohne Fortschritt kein Fortschritt ohne Sehnsucht Sehnsucht durch Fortschritt kein Fortschritt durch Sehnsucht Farben …“ In meinem Notizbuch stand dann: „Kein Fortschritt durch ohne Sehnsucht.“
„Kein Fortschritt ohne Sehnsucht“ ist ein echt schöner Titel. Den kann ich nun nach dieser Geschichte, dem Bild aber nicht mehr wegnehmen und deswegen müssen Bild und Titel bleiben. Aber als Buch oder Ausstellungstitel hat Kein Fortschritt ohne Sehnsucht auf jeden Fall großes Potential.
Kein Fortschritt ohne Sehnsucht. (08/2015) – Grafik, Kugelschreiber auf Tabellierpapier mit Remaliner-Lochung (20,3 x 32)
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