Im Wunderland fragt Alice die Katze, welchen Weg sie gehen soll. Die Katze sagt, das kommt darauf an wo du hin willst, wo dein Ziel ist. Wenn du nicht genau weißt, wo du hin willst, ist es auch egal welchen Weg du gehst.
Damit ist alles gesagt. Es steht in einem Kinderbuch. Trotzdem sitzt K. mal wieder mit höllischen Kopfschmerzen nach einem Beratertag in einem dunklen Zimmer. Er hat die Augen geschlossen und mit jedem Herzschlag droht sein Kopf zu zerbersten. Das ist immer so, wenn er zu lange mit Menschen konfrontiert ist, denen es offensichtlich um nichts geht, außer die Zeit vergehen zu lassen. Es ist – wie so oft – ein Unternehmen, dass Ziele aufgestellt hat, die vollkommen unklar sind und sich wundert, warum die Belegschaft genau nichts auf die Reihe bekommt. Wir müssen unsere Personalkosten in den nächsten drei Jahren um zehn Prozent senken, hieß es. Und die Sachkosten auch. Die Frage, wann die drei Jahre angefangen haben und an welchem Tag genau sie zu Ende sind, verursacht schon Stirnrunzeln. OK, sorry das war zu konkret. Zehn Prozent über die gesamten drei Jahre? Oder jedes Jahr zehn Prozent? Tumult breitet sich aus. Bei 11 Millionen Euro Personalkosten sind zehn Prozent 1,1 Millionen im ersten Jahr. Im zweiten Jahr 990.000 und im dritten 891.000 Euro. 2,98 oder 1,1 Millionen? Hey Leute, das sind Details. 1,79 Millionen hin oder her. Haarspalterei. Es dauerte über die Mittagspause, bis sich wieder alle im Griff hatten.
Gut, schauen wir uns das Thema von einer anderen Perspektive an. Wie viele Mitarbeitende gehen denn in den nächsten drei Jahren in Rente? Keine Ahnung. Es gibt aber die Regel, dass Stellen bei natürlicher Fluktuation nicht nachbesetzt werden. Aha, und was bedeutet natürliche Fluktuation? Na, natürlich eben. Keine betriebsbedingten Kündigungen. Ach was? Wenn ich jemanden betriebsbedingt kündige, kann ich seine Stelle wohl kaum nachbesetzen. Was bedeutet die Regel nun? Wird nachbesetzt, wenn jemand in Rente geht? Nein. Wenn jemand kündigt? Nein. Ich verstehe. Natürlich bedeutet, keine Stelle wird nachbesetzt. Nicht ganz. In der Abteilung vom Herrn Hintermaier nicht. Warum? Der Hintermaier hält sich nicht an die Regel, weil er die Regel bescheuert findet. Ok, es macht also jeder was er will, richtig? Nein, es gibt ja die Regeln. Alle nicken.
Sowas kannst du dir nicht ausdenken. Und das war der erste Punkt von vielen. Nach drei Stunden schmeckt K. das Metall des Laufes, der halbautomatischen Pistole, die er sich jetzt gern in den Mund stecken würde. Dann wären auch die Kopfschmerzen weg.
Am Ende kommt so etwas heraus wie: „Wir müssen jetzt mal einen konkreten Weg gehen und eine Roadmap anfertigen“. Eine Roadmap ohne Ziel anfertigen? Hätte doch nur jemand eine Katze, die man fragen könnte, welchen Weg man gehen soll.
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