Fast 10 Jahre hat das Foto darauf gewartet entwickelt und veröffentlicht zu werden. Es ist 2006 in Frankfurt am Main entstanden. Ich hatte eine Ausstellung im Museum für Kommunikation und machte Abends einen Spaziergang am Mainufer. Damals hatte ich sofort das gleichnamige Lied der Toten Hosen im Kopf welches die innere Zwiespältigkeit des Menschen anspricht und zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt war. Es wurde auf dem Album Opium fürs Volk veröffentlicht.
In ‚Opium fürs Volk‘ sehen wir all das, was die Leute beruhigt, was sie in ihren Sesseln bleiben läßt. Bloß keine Rebellion machen, bloß nicht wach werden, aufstehen, Terror machen, bloß nicht ungemütlich werden. Letztenendes sind wir auch irgendwie ‚Opium fürs Volk‘.
– Campino [1]Gesunder Punk für ein krankes Volk, Musikexpress Sounds, Ausgabe 2/1996, S. 43–48. (Die Toten Hosen Sänger und Songwriter)
Ein Album welches vor 20 Jahren das musikalisch abgebildet hat, was dieses Foto, welches vor 10 Jahren aufgenommen wurde heute zeigt. Eine dystopische Szene. Vielleicht in 10 Jahren. 2026. Vielleicht später. Ohne Leben. Die Bewegung auf der Straße von autonomen Fahrzeugen, driverless Cars. Die alten konventionellen Fahrzeuge stehen am Rand. Die sich im Wind bewegenden Fahnen sind vom sauren Regen ausgewaschen. Keine Farbe, keine Schrift. Im ganzen Haus ist nur ein Licht an. Mensch steht in großen Leuchtbuchstaben in der Bildmitte. Anklagend, dem schlechten Wetter trotzend. Mensch, erinnere dich was du bist. Hat der Mensch als soziales und kulturfähiges Lebewesen noch eine Chance? Ist er noch da? Oder erinnert uns dieser Schriftzug nur daran, dass hier die Spezies Mensch einmal anwesend war? Vielleicht aber auch ein Hoffnungsschimmer, ein Zeichen von Menschen, von sozialen und kulturfähigen Lebewesen.
Das seh ich schon ein, dass es ungerecht zugehen muss, weil halt die Menschen keine Menschen sind – aber es könnt doch auch ein bisschen weniger ungerecht zugehen.
– Elisabeth in Ödön von Horváths Glaube Liebe Hoffnung
Verweise / References
↑1 | Gesunder Punk für ein krankes Volk, Musikexpress Sounds, Ausgabe 2/1996, S. 43–48. |
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